Schulen in China haben heute mehr denn je die Aufgabe, die Eltern bei den Erziehungsaufgaben zu unterstützen. Im Elternbrief zu den Maifeiertagen gibt die Partnerschule des FSG Marbach in Tongling handfeste Vorschläge zur sicheren Gestaltung der Ferientage.

Im Artikel von Imke Vidal zum Thema „Von Fördern, Fordern und verordneter Erholung – Chinas Schulen im Wandel“ berichtet die Autorin, dass die Zentralregierung 2021 das „Gesetz zur Förderung der Familienerziehung“ auf den Weg gebracht hat. Das Gesetz 中华人民共和国家庭教育促进法 wurde am 1.1. 2022 in Kraft gesetzt.

Ziel des Gesetzes unter anderem: Weniger Hausaufgaben für Schülerînnen, mehr Zeit für Ruhe und Erholung in der Familie, ausreichend Bewegung, insgesamt weniger Druck. Elternhaus und Schule sind gleichermaßen gefordert.

Die Autorin schreibt:

Schüler in China sind in der Regel gestresst. Schon in der Grundschule macht sich das bemerkbar. „Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung leiden chinesische Schüler immer häufiger unter Kurzsichtigkeit, Schlafmangel und schlechter Fitness, was vielen Sorgen bereitet“, berichten staatsnahe Medien.

Verantwortung der Eltern für die Erziehung der Kinder einerseits und Elternarbeit von Seiten der Schule andererseits werden großgeschrieben. Die Schulen sollen also noch enger mit den Eltern zusammenarbeiten als bisher. Diese erhalten daher jetzt vermehrt von der Schulleitung Briefe mit Erziehungsratschlägen.

Auf der Homepage habe ich den Brief der Schulleitung der Partnerschule in Tongling gefunden: „Liebe Eltern! Die Ferien zum 1. Mai stehen vor der Tür, bitte beachten Sie Folgendes! (一中家长!五一假期来临,这些请注意!)“

Hier die Zusammenfassung:

Die Ferien für die Abiturienten sind gestrichen! Die andern beiden Klassenstufen haben von Samstag, dem 29.April, bis einschließlich Mittwoch, den 3. Mai, frei. Aber Halt: Am Samstag, den 6.Mai müssen alle in der Schule erscheinen, um den Unterrichtsstoff vom freien Tag am Mittwoch wieder „hereinzuholen“.

Punkt Eins, den es zu beachten gilt: Vorsicht vor dem Ertrinken!

Verhaltensregeln: Nicht alleine schwimmen gehen, nie ohne Erlaubnis der Eltern bzw. ohne Begleitung der Eltern, nicht in Gewässern ohne Rettungspersonal, erhöhte Vorsicht in fremden Gewässern.

Der zweite Punkt betrifft die Verkehrsregeln

Nur bei Grün über die Ampel, nicht auf die Straße rennen und Straßenbarrieren akzeptieren. Kinder nehmen auf dem Rücksitz Platz! Und an die Eltern: Nie Auto fahren nach Alkoholgenuss, die Kinder unter keinen Umständen ans Steuer lassen.

Sicherheitsvorkehrungen auf Reisen

Man sollten sich als Eltern erst einmal die Frage stellen: Passt der Urlaubsort zum Alter der Kinder? Konkret heißt es dann unter anderem: Die Kinder an fremden Orten nie aus dem Augen lassen. Besondere Vorsicht bei sportlichen Aktivitäten wie beispielsweise dem Wildwasserfahren. Achten Sie darauf, in der Natur nicht aus Versehen einen Brand zu verursachen (Diesem Problem ist später noch ein ganzer Absatz gewidmet).

Zwei weitere Unterthemen sind die Nahrungsmittelsicherheit und Warnung vor Unwetter.

Achtung Internet: In den Ferien nicht zuviel daddeln!

Im Elternbrief wird ausführlich auf mit dem Internet verbundenen Risiken eingegangen:

Von den Eltern wird erwartet,

  • dass sie nicht selbst die ganze Zeit im Internet surfen, ihre Kinder zu guten Internetgewohnheiten erziehen, sie zu Sport und Spiel im Freien begleiten;
  • dass sie ihre Kinder dazu erziehen, in gesundem Maß und zeitlich begrenzt im Internet zu surfen;
  • dass sie ihren Kindern beibringen, beim Knüpfen von Online-Freundschaften vorsichtig zu sein und sich nicht mit Internetbekanntschaften zu treffen; Gerüchte weder zu glauben noch verbreiten;
  • dass persönlichen Daten geschützt werden und man Betrugsversuche im Internet erkennt (Tipp: „Gieren Sie nicht nach Gewinnen 不贪小便宜).

Drei Punkte werden abschließend noch auf den Weg gegeben: Verbringen Sie Zeit mit Ihrem Kind! Vertrauen Sie Ihrem Kind! Leiten Sie Ihr Kind an!

Auch die zweite Partnerschule des FSG Marbach in Yichang hat einen solchen Brief vor den Ferien verschickt. Punkt eins auch hier: Vorsicht beim Schwimmen in (unbekannten) Gewässern.

Man fragt sich unwillkürlich, wie sind die Eltern bisher ohne diese – doch recht allgemeingültigen – Ratschläge zurechtgekommen?

Das Leben steckt voller Risiken, die chinesische Gesellschaft galt bisher als risikobereit. Ändern sich das nun, wo die Regierung für die Bürgerînnen Gefahren allerorten sieht und ihnen Sicherheit verspricht, aber doch vor lauter Schutzmaßnahmen vielleicht erst recht Unsicherheit schürt?