Nach Ende der Coronapandemie ist Schüleraustausch mit chinesischen Partnerschulen wieder möglich. Was hat sich in den letzten drei Jahren an den Schulen in China getan? Berichte auf der Homepage der Partnerschule des FSG Marbach, der Mittelschule Nummer 1, geben einen Einblick.

In diesem Beitrag geht es um eine Exkursion der Schülerînnen zum Heldendenkmal auf dem Lishan-Berg.

Das Qingming-Fest, seit 2008 offizieller Feiertag der VR China, ist das Totengedenkfest. In China wird der Feiertag auch als Ehrentag für die Märtyrer der Revolution begangen (ähnlich wie der Volkstrauertag bei uns, der allerdings heute nicht nur an die Opfer der Weltkriege, sondern auch an die Opfer von Gewalt und Krieg aller Nationen erinnern soll).

In Tongling wurde 1958 auf dem Lishan-Berg ein Turm zur Erinnerung an die Märtyrer der Revolution erbaut.

Die Partnerschule entsendet jedes Jahr zum Qingming-Fest eine Schülerdelegation dorthin. Auszüge aus dem Bericht auf der Schul-Homepage über die Feier 2023:

Der Märtyrer der Revolution zu gedenken, das rote Gen weiterzugeben und vaterländische Gefühle zu stärken – aus diesen Gründen organisierte die Erste Mittelschule Tongling am 1. April eine Veranstaltung zum Thema “ Am Qingming-Fest gedenken wir aus tiefem Herzen unserer Märtyrer und sprechen uns aus für unsere patriotische Gesinnung“.

Unter Leitung der Leiterin der Abteilung für politische Bildung Zuo Zhen, der beiden Mitglieder des Jugendliga-Ausschusses der Schule Xin Changqi und Zhang Tingting sowie Vertreterînnen des Schülerrates, des Rats der Ehrenamtlichen und der Schülerzeitung nahmen über 50 Mitglieder der Schulgemeinschaft an der Gedenkveranstaltung beim „Turm der Märtyrer der Revolution“ auf dem Lishan-Berg teil.

Während der Feierlichkeiten hielten alle Anwesenden zunächst eine Schweigeminute ab, um ihren Respekt und ihre Ehrerbietung für die Märtyrer zu zeigen.

In ihrer Rede sagte Huang Siyu, eine Sprecherin des Schülerrates, dass Schülerinnen und Schüler als „Jugendliche der neuen Ära“ das rote Gen ererbten und danach strebten, Kräfte des Fortschritts zu sein und eine gute Gesinnung zu fördern. Im zukünftigen Schulleben sollten die jungen Menschen die Haltung entwickeln, sowohl Schwierigkeiten und Risiken nicht zu fürchten als auch den Kampf zu wagen und nach dem Sieg zu streben. Alle Jugendlichen sollten die Partei, das Land und den Sozialismus innig lieben. Als diejenigen, die den Sozialismus weitertragen, sollten sie Ideale haben, mutig Verantwortung übernehmen, Härten ertragen lernen und bereit sein zu kämpfen.

In ihrer Abschlussrede sagte Zuo Zhen, dass heute vor 22 Jahren der Märtyrer Wang Wei als Pilot des Flugzeugs Nr. 81192 heldenhaft über dem Südchinesischen Meer starb, um die Souveränität des Landes zu verteidigen. Die Gedenkfeier fände statt zu Ehren von Märtyrern wie Wang Wei und Chen Xiangrong, die für ihr Vaterland ihr Leben opferten und ohne Angst vor Opfern starben.

Wer war Wang Wei, der 2001 für Partei und Vaterland starb?

Ich musste erst googlen und würde fündig in einem Artikel von Johnny Erling vom 25.11.2013: Angst vor der Katastrophe im Ostchinesischen Meer

Am 1. April 2001 löste ein Luftzusammenstoß vor Chinas Inselprovinz Hainan beinahe einen militärischen Konflikt in Ostasien aus. Eine EP-3 der USA, ein sogenanntes elektronisches Spionageflugzeug, das mehr als 100 Kilometer vor der chinesischen Südküste über dem Meer am Festland vorbeiflog, wurde von zwei chinesischen Militärfliegern des altmodischen J-8 Typs angeflogen. Die J-8 hatten die erkennbare Absicht, das US-Flugzeug abzudrängen. Bis heute ist ungeklärt, ob einer der chinesischen Jäger zu tollkühn heranflog oder die EP-3 unerwartet auswich und so in seine Flugbahn geriet. Die J-8 stürzte ab, der später zum Volkshelden gekürte Pilot Wang Wei verschwand und wurde für tot erklärt. Die beschädigte EP-3 musste auf Hainan notlanden. Ihre 24-köpfige Besatzung kam in Haft.

Der damalige, gerade neu gewählte US-Präsident George W. Bush stand vor seiner ersten Bewährungsprobe. Die USA und China lieferten sich einen nervenzermürbenden Streit, der erst nach zwölf angespannten Tagen nach einer vage verfassten Entschuldigung der USA und einer Entschädigungszahlung aufgelöst werden konnte. China demontierte das Spionageflugzeug und schickte es in Einzelteile zerlegt mit der Besatzung zurück.

Die Welt schrammte an einer ernsten Krise zwischen China und den USA vorbei.

Der Vorfall ist im Westen nahezu vergessen, auch bei der Ballon-Affäre in jüngster Zeit wurde er nicht erwähnt. In China wird angesichts der inzwischen weithin feindlichen Einstellung gegenüber den USA auch hier beim Qingming-Fest in einer Schulveranstaltung an den Tod des jungen Piloten gedacht – als Opfer amerikanischer Aggression.

Rednerin vor dem Turm der Märtyrer der Revolution in Tongling
Chrysanthemen als Trauerblumen.