Nach Ende der Coronapandemie ist Schüleraustausch mit chinesischen Partnerschulen wieder möglich. Was hat sich in den letzten drei Jahren an den Schulen in China getan? Berichte auf der Homepage der Partnerschule des FSG Marbach, der Mittelschule Nummer 1 in Tongling, geben einen Einblick.

In diesem Beitrag geht es um den neuen „Empathie-Experimentierraum“ an der Schule.

Schon bei unseren Besuchen an der Partnerschule 2018 und 2019 wurde uns berichtet, dass die chinesische Regierung großen Wert legt auf umfassenden Schutz der Bevölkerung. Sicherheit wird in China sehr großgeschrieben, auf Chinesisch heißt das: 安全第一. Es geht um Sicherheit in allen Bereichen der Gesellschaft, auch im Gegensatz zum Westen, wo die Menschen nach chinesischer Auffassung in viel größerer Unsicherheit leben müssen.

Mit großem Erstaunen habe ich nun auf der Homepage gelesen, dass Ende März an der Partnerschule ein „Empathie-Experimentierraum“ (chin. 同理心实验室) eingerichtet wurde. Den Artikel mit der Überschrift „Woher kommt unsere Besorgnis und wie können wir sie auflösen“ (chin. 忧从何来,何以解忧) fasse ich hier zusammen.

Am 29. März wurde der Empathie-Experimentierraum feierlich eingeweiht und damit unser neues Psychologiezentrum offiziell für alle Schüler und Lehrer eröffnet.

Im Empathie-Experimentierraum kann man mit emotionaler Intelligenz (情商) in Verbindung stehende Fähigkeiten wie emotionale Selbstbeherrschung (情绪自控), Einfühlungsvermögen (换位思考), aktives Zuhören (有效倾听) und respektvolles Handeln (表达尊重) erlernen.

Es geht darum, gesellschaftliche Anpassungsfähigkeit zu stärken, Veränderung und Bewältigungsstrategien in besonderen sozialen Situationen zu erlernen, eine verbesserte Risikovermeidung innerhalb der Familie und bei Freunden einzuüben und Gefühle der physischen und emotionalen Sicherheit aufzubauen.

Im Empathie-Experimentierraum gibt es Wissensstationen zu verschiedenen Themen wie Betrugsbekämpfung, öffentliche Sicherheit, Brandschutz, Erste Hilfe und Verkehrssicherheit. Es gibt einen Raum zum Thema Drogen sowie zwei VR-Stationen zur öffentlichen Sicherheit und zu sicherem Fahren von Elektrofahrzeugen.

Was verspricht man sich von diesem neuen Angebot für Schülerînnen? Sie sollen sich sicherer fühlen, damit entspannter und selbstbewusster werden, besser in der Lage sein, zu sich selbst zu stehen, sich in andere einzufühlen, sich freier auszudrücken und geduldiger zuzuhören.

Die Räume werden gleich fleißig genutzt, wie ein Artikel vom 15.4. zeigt, den ich hier zusammenfasse.

Am 15. April fand landesweit der Nationale Tag der Sicherheitserziehung statt und es gab die erste Veranstaltung in den neuen Räumen des Empathielabors unter der Leitung von Frau Xia Bing, der Leiterin des „Lehr- und Forschungsteams für psychische Gesundheit“ an der Schule. Unterstützt wurde sie dabei von einer psychologischen Ausbilderin des Städtischen Amtes für öffentliche Sicherheit (市公安局 der Stadt Tongling.

Welche Themen wurden angesprochen und in der Gruppe diskutiert?

Psychologische Implikationen zu den Themen „Foot In The Door Effect (登门槛效应), Gruppenzwang (从众心理), Operante Konditionierung (鸽子迷信) und Kognitive Dissonanz (认知失调).

Die Beamtin klärte auf über Drogenmissbrauch, Betrug und irrationale Kulte (Sekten) und die daraus resultierenden schädlichen Einflüsse auf Einzelpersonen, Familien und Gesellschaft sowie über Gegenmaßnahmen.

Wie so oft in China wird der Kampf gegen illegales und schädliches Verhalten in ein eingängiges Motto gegossen:

„Erziehung der Schülerînnen, Einfluss auf die Familien und Motivation für die ganze Gesellschaft (教育一个学生,影响一个家庭、带动整个社会)“.

Die Schülerînnen sollen vor Gefahren bewahrt werden, sie sollen den Verlockungen widerstehen, sich gesetzestreu verhalten, gesund aufwachsen und ein nützliches Mitglied der Gesellschaft und des Landes werden.

Ausblick in die Zukunft: Bei einem zukünftigen Besuch an der Partnerschule wird uns sicher dieser Experimentierraum gezeigt. Stoff für viel gemeinsame Reflexion und Austausch.

VR-Station